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LOST HISTORY – SHARED MEMORIES

Deportationen in der Sowjetunion aus der russlanddeutschen und tschetschenischen Perspektive

Eine Webdokumentation von: Alexej Getmann, Edwin Warkentin und Marit Cremer

Zur Webdokumentation

Russlanddeutsche und Tschetschen:innen teilen ein gemeinsames Erinnerungsmotiv – die gegen ihre ethnische Herkunft gerichtete, kollektive Repression und damit einhergehend eine lang andauernde Stigmatisierung als Feinde im eigenen Land.

Anders als die sowjetdeutsche Bevölkerung durfte die tschetschenische mit dem Beginn der Entstalinisierung in ihre kaukasische Heimat zurückkehren und wurde rechtlich durch den sowjetischen Staat formal rehabilitiert. Eine juristische Anerkennung ihres Leids als Kriegsfolgenschicksal durch Deutschland erfolgte – anders als im Fall der Russlanddeutschen – jedoch nicht. Die Deutschen in der Sowjetunion wurden nicht rehabilitiert. Entsprechend reagierten sie in den 1990er Jahren, indem sie die Möglichkeit der Aussiedlung nach Deutschland millionenfach nutzten.

Bei der Einwanderung nach Deutschland werden die russlanddeutschen Aussiedler:innen zwar behördlich sofort als Deutsche anerkannt, von der Bevölkerung jedoch, für sie irritierend und oft verletzend, überwiegend als Russ:innen bezeichnet. Nach den bis in die Gegenwart wirkenden Stigmatisierungen der Sowjetzeit wird ihre Erwartung nach vorurteilsfreier Zugehörigkeit zur deutschen Bevölkerung nicht erfüllt.
Auch für Tschetschenen:innen beginnt nach ihrer Ankunft in Deutschland ein langer Prozess des Ankommens, der oft durch Ablehnung ihrer Asylverfahren erschwert oder gar behindert wird. Vorurteile gegenüber ihrer Herkunft, die zum Teil ebenfalls ihren Ursprung in der Geschichte Russlands und der Sowjetunion haben, spielen dabei eine bedeutende Rolle. Menschen aus Tschetschenien machen vielfach die schmerzhafte Erfahrung, in Deutschland nicht willkommen zu sein.

Kaum aufgearbeitet zeitigen die bei der Migration nach Deutschland mitgebrachten Traumata auch gegenwärtig noch einen Einfluss auf die nachfolgenden Generationen und die Gesellschaft insgesamt.
Der 28. August 1941 ist der zentrale Gedenktag der Russlanddeutschen. Das Datum steht für den Beginn der stalinistischen Zwangsumsiedlungen, in deren Folge rund 900.000 Menschen von der Wolga, aus der östlichen Ukraine, dem Kaukasus sowie weiteren Gebieten nach Sibirien und Kasachstan zwangsumgesiedelt wurden.
Rund 350.000 Menschen kamen in Arbeitslager (trudarmija), mindestens 150.000 Menschen verloren ihr Leben. Die Gedenkveranstaltung möchte an diese Ereignisse erinnern. Darüber hinaus soll darüber diskutiert werden, inwiefern die gegenwärtige Identität der Russlanddeutschen von diesem historischen Geschehen geprägt ist und wie sich das Erfahrene bis heute auf ihr Selbstverständnis auswirkt.

Aus der Beschreibung, lost-history.de

ZWEI HÄNDE

Eine Kurzgeschichte der Autorin Katharina Martin-Virolainen

Zwei Hände, zwei Kinder. Du nimmst das eine Kind an die rechte, das andere an die linke Hand.
Zwei Hände, zwei Kinder, vierundzwanzig Stunden.

Zwei große Säcke. Die wichtigsten Sachen kamen in zwei große Säcke. Der eine Sack gefüllt mit Kleidung, der andere, etwas kleinere – mit Essen. Der Rest wurde auf Taschen, Truhen und Kisten verteilt. Eingepackt wurde alles, was davon tatsächlich mitreisen würde – darüber wollte Liesmarie noch nicht nachdenken.

Pack alles ein, Liesmarie. Lieber zu viel vorbereiten. Lieber etwas unterwegs liegen lassen. Sonst ärgerst du dich vielleicht später noch darüber, dass du etwas nicht mitgenommen hast, was du hättest mitnehmen können, sagte sie zu sich selbst.

[ … ]

DEPORTATION UND ERINNERUNG

80. Jahrestag der Zwangsumsiedlung der Russlanddeutschen 1941

Am 25. August 2021 lädt das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg, zu einer Veranstaltung unter dem Titel Deportation und Erinnerung – 80. Jahrestag der Zwangsumsiedlung der Russlanddeutschen 1941 ein.

Der 28. August 1941 ist der zentrale Gedenktag der Russlanddeutschen. Das Datum steht für den Beginn der stalinistischen Zwangsumsiedlungen, in deren Folge rund 900.000 Menschen von der Wolga, aus der östlichen Ukraine, dem Kaukasus sowie weiteren Gebieten nach Sibirien und Kasachstan zwangsumgesiedelt wurden.
Rund 350.000 Menschen kamen in Arbeitslager (trudarmija), mindestens 150.000 Menschen verloren ihr Leben. Die Gedenkveranstaltung möchte an diese Ereignisse erinnern. Darüber hinaus soll darüber diskutiert werden, inwiefern die gegenwärtige Identität der Russlanddeutschen von diesem historischen Geschehen geprägt ist und wie sich das Erfahrene bis heute auf ihr Selbstverständnis auswirkt.

Veranstalter
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und das BKGE

In Zusammenarbeit mit

Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte, Detmold

Kulturreferat für Russlanddeutsche, Detmold

Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Stuttgart

Memorial Deutschland, Berlin

Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam

Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück.

 

AUFZEICHNUNG

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Am 28. August erinnern wir der Deportation der Russlanddeutschen durch Stalins Erlass. Danach folgten mehr als 50 Jahre Diskriminierung, Entbehrungen, Verlust der Heimat und der Identität der deutschen Minderheit in der UdSSR. Heute wurde im Deutschen Historischen Museum bei einer Veranstaltung vom BKGD an das Schicksal der Russlanddeutschen im gesamtgeschichtlichen Kontext erinnert und über die Zusammenhänge zu der Identität der heutigen in Deutschland lebenden Generation diskutiert. Ich durfte bei der Podiumsdiskussion die LMDR und deren Positionen dazu vertreten. Wie der Bundesbeauftragte für Aussiedler und nationale Minderheiten Bernd B. Fabritius bereits in seiner Ansprache zu Beginn betonte, hat auch die Bundesregierung ihre Verpflichtungen gegenüber den Russlanddeutschen als Wiedergutmachung für das erlittene Kriegsfolgeschicksal, welche in der Aufnahme und Beheimatung der Spätaussiedler und Maßnahmen zur Pflege der Kultur nach Paragraph 96 des Bundesvertriebenengesetzes münden.

Albina Nazarenus-Vetter, Geschäftsführerin der IDRH

LITERARISCHE VIDEOBEITRÄGE ZU EINER VIELSTIMMIGEN ERINNERUNGSKULTUR

anlässlich des 80. Jahrestags der Deportation der Russlanddeutschen

ab dem 23. Juli auf dem YouTube-Kanal des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte

Was empfindet ein Mensch, dessen Biografie oder Familiengeschichte nicht in das offizielle geschichtliche Narrativ der Gesellschaft passt, in der er lebt? Wie können Gedenken und Erinnern Würde verleihen oder sogar Traumata bewältigen? 2,5 Millionen Bundesbürger russlanddeutscher Herkunft gedenken im Sommer 2021 an das Kriegsfolgenschicksal ihrer Eltern- und Großelterngeneration.

In der Beitragsreihe „Schweigeminuten“ stellen Eleonora Hummel, Melitta L. Roth, Artur Rosenstern, Viktor Funk, Christina Pauls, Felix Riefer und Katharina Heinrich ihre Ansichten über die verschiedenen Aspekte der Aufarbeitung dieser in der Öffentlichkeit kaum bekannten Folgen des Zweiten Weltkrieges dar. Und zwar aus der Perspektive der Nachgeborenen. In ihren essayistischen oder belletristischen Texten werfen die Autor*innen folgende Fragen auf: Was ändert sich in der Erinnerungskultur der Russlanddeutschen? Wie ist der gegenwärtige Umgang mit dem Kriegsfolgenschicksal der Großelterngeneration? Wird das Sprechen darüber von der Öffentlichkeit weiterhin lediglich als ein Opfernarrativ einer zugezogenen Personengruppe betrachtet? Kann seine Integration in die Aufarbeitungsdiskurse der Mehrheitsgesellschaft gelingen?

Die Beitragsreihe wird ab dem 23. Juli bis zum 24. August auf der Webseite des Kulturreferates für Russlanddeutsche unter www.russlanddeutsche.de/schweigeminuten und auf dem YouTube-Kanal des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte erscheinen.

Schweigeminuten ist ein Projekt des Kulturreferats für Russlanddeutsche und des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold. Idee und Umsetzung: Melitta L. Roth und Edwin Warkentin, Kamera: Edwin Bill.

Das Projekt wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Land Nordrhein-Westfalen gefördert.

Aus der Pressemitteilung, vom 21.07.2021 (gekürzt)

ERINNERUNGSNAHT – Verbinden durch Erinnerung

80 Jahre seit der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion

Die Erfahrungen unserer Vorfahren verpflichten uns als Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, die Erinnerung an sie zu bewahren und sie an unsere Kinder weiterzugeben. Das gemeinsame Schicksal und der einzigartige Charakter der Deutschen aus Russland bilden die Grundlage für die Einheit und Solidarität unseres Verbandes.

Vor diesem Hintergrund hat die Jugendorganisation der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. (Jugend-LmDR e. V.) ein internationales Projekt initiiert: die Schaffung einer familiengeschichtlichen Informationsplattform zum Gedenken an die Deutschen in der Sowjetunion jener Zeit. Diese Plattform wird allen zur Verfügung stehen, unabhängig von Wohnort, Alter, Religion, politischen und sozialen Ansichten.

Ziel des Projektes ist es, in die Gesichter der Deportierten zu blicken und aus den uns zur Verfügung gestellten thematischen Fotos eine Onlinegalerie entstehen zu lassen.

Gemeinsam können wir die Erinnerung an die Deportation der Deutschen aus Russland aufrechterhalten und darüber berichten. Durch die Verbindung der vielen unvergleichbaren Schicksale wollen wir einen Erinnerungsort schaffen, der grenzüberschreitend für alle online zugänglich ist.

Die Initiative der Jugend-LmDR e. V. wird durch ihre Mutterorganisation, die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., unterstützt und gemeinsam durchgeführt.

Aus der Projektbeschreibung, https://www.erinnerungsnaht.de/

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