Multiplikatorenseminar in Berlin
Unter dem Titel „80 Jahre Kriegsende – Spurensuche in Berlin“ führten wir vom 31. Oktober bis 2. November 2025 ein Multiplikatorenseminar in der Bundeshauptstadt durch. Die organisatorische Vorbereitung lag bei unserer Bildungsreferentin Natalie Paschenko, die inhaltliche Leitung übernahm Studiendirektor a. D. Eckhard Scheld.
Eckhard Scheld war über viele Jahre als Lehrer für Deutsch und Politik tätig und leitete an der Wilhelm-von-Oranien-Schule in Dillenburg den gesellschaftswissenschaftlichen Fachbereich. Sein Schwerpunkt lag auf der historisch-politischen Bildungsarbeit zu Mittel- und Osteuropa, in deren Rahmen er Studienfahrten organisierte, Konzepte entwickelte und zahlreiche Vorträge hielt. Im Ruhestand blieb er der Bildungsarbeit verbunden und wirkte zuletzt an der Konzeption der Gedenkstätte Notaufnahmelager Gießen mit.
Er startete das Seminar mit einem abendlichen Rundgang am Potsdamer Platz und führte uns weiter vor das Gelände der ehemaligen Reichskanzlei. Dort las er Auszüge aus dem Buch „Hitlers Ende ohne Mythos“, dem Erlebnisbericht der Militärdolmetscherin Jelena Rshewskaja. Sie gehörte im Mai 1945 zu den ersten, die mit einem sowjetischen Sturmtrupp das zerstörte Gebäude betrat, in dem Hitler seine letzten Tage verbracht hatte. Im Anschluss besuchten wir das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, dessen weitläufige Stelenanlage zu einer stillen Auseinandersetzung mit der Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen einlädt. Danach führte der Weg zum Brandenburger Tor, das nach 1945 zu einem Symbol der deutschen Teilung und der späteren Wiedervereinigung wurde.
Unser Programm am zweiten Seminartag begann zunächst im Museum Berlin-Karlshorst, den historischen Ort der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945. Die Führung bot einen systematischen Überblick über den Verlauf des Zweiten Weltkriegs, die Besatzungszeit und die Erinnerungskulturen in Europa. Die Dauerausstellung dokumentiert die deutsch-sowjetische Geschichte anhand von Fotografien, Dokumenten und Objekten und zeigt die Dimensionen des Krieges an der Ostfront.
Am Nachmittag folgte der Besuch im Deutschen Bundestag. Das Reichstagsgebäude wurde zwischen 1884 und 1894 nach den Entwürfen von Paul Wallot errichtet und in den 1990er Jahren unter der Leitung von Norman Foster umfassend umgebaut, bevor der Bundestag 1999 dort seine Arbeit aufnahm. Während der Führung erhielten wir einen Einblick in die Geschichte des Hauses und besichtigten auch die Bibliothek, in der die gedruckten Verhandlungen des Deutschen Bundestages archiviert werden. Die Sammlung dokumentiert Plenardebatten, Ausschussunterlagen und Gesetzgebungsverfahren über viele Jahrzehnte. Zum Abschluss nahmen wir auf der Besuchertribüne des Plenarsaals Platz und informierten uns über Abläufe, Sitzungswochen und Aufgaben der Abgeordneten. Den gebührenden Abschluss des Tages bildete der Besuch der Reichstagskuppel, die heute als Symbol für Transparenz und Demokratie gilt.
Am letzten Seminartag besuchten wir die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock. Eine Historikerin führte in die Geschichte des Hauses ein, das eng mit dem militärischen Widerstand vom 20. Juli 1944 verbunden ist. Die Dauerausstellung zeigt die Vielfalt der Personen und Gruppen, die sich dem nationalsozialistischen Regime entgegenstellten, und ordnet ihre Motive und Handlungsspielräume anhand von Originalquellen und Biografien ein. Ein eigener Bereich widmet sich der Weißen Rose und der Roten Kapelle und ihren Flugblättern. Im Mittelpunkt stehen auch Alexander Schmorell, Sohn einer russlanddeutschen Familie und Mitbegründer der Weißen Rose sowie Liane Berkowitz, die durch die Zettelklebeaktion der Roten Kapelle gegen die NS-Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies” bekannt wurde.
Wir bedanken uns bei Herrn Scheld für die großartige Seminarleitung. Vielen Dank an die Gastgeber der Einrichtungen, die uns herzlich empfangen haben und natürlich – danke an alle, die dabei waren!
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