Schreibwerkstatt in Büdingen

Datum: 02. - 03.10.2021
Ort: Büdingen

Bildungsreise nach Büdingen mit der Schreibwerkstatt „Gegen das Vergessen“
mit dem Themenschwerpunkt Wolgadeutsche
anlässlich 80 Jahre Deportation der Russlanddeutschen

Im Rahmen verschiedener Vorträge, Workshops und Besichtigungen werden den Teilnehmenden zeitgeschichtliche Zusammenhänge im Kontext der Deportationsgeschehnisse vermittelt, wobei wir ein besonderes Augenmerk auf die Wolgadeutschen legen. Im Erinnerungsort Büdingen besuchen wir ausgewählte historische Orte und lassen uns bei einer Stadtführung auf das Thema „Russlandfieber: auf den Spuren der Deutschen aus Russland“ ein.

In der Schreibwerkstatt „Gegen das Vergessen“ beschäftigen wir uns u.a. mit der Frage „Wie lassen sich Erinnerungen in Texte verarbeiten und wozu soll das gut sein?“. Hierbei setzen uns mit dem Sinn und Zweck der schriftlichen Aufarbeitung der Geschichte und der (eigenen oder fremden) Erinnerungen auseinander. Unsere Referentin Katharina Martin-Virolainen (Autorin, Kulturschaffende) zeigt den Teilnehmenden hilfreiche Tipps, wie sie sich dazu motivieren können, die Familiengeschichte oder Erfahrungsberichte schriftlich festzuhalten. In diesem Block soll auch die moderne Literatur von und über Wolgadeutsche vorgestellt werden u.a. das Theaterstück „Vom Schicksal gezeichnet und geadelt“ durch den Autor persönlich, Wendelin Mangold.

  • Warum nach Büdingen?

    Die hessische Kleinstadt Büdingen diente als zentraler Sammelort der Russlandkolonisten, die dem Ruf der Zarin, ihrem „Einladungsmanifest“ von 1763, folgten. Von Februar bis Juli 1766 war in Büdingen ein russischer Kommissar aktiv, der schätzungsweise einige Tausend Personen davon überzeugen konnte, sich einem der organisierten Transporte gen Osten anzuschließen. In Büdingen konnten sich die Auswanderer als Kolonisten registrieren lassen und wurden in Konvois nach Lübeck geleitet, um von dort mit Schiffen nach Russland an die Wolga zu gelangen.

    Nur Familien mit Kindern oder junge Paare hatten die Chance, als Kolonisten angenommen zu werden und erhielten das üppige Tagegeld für die Reise und in Russland ein Stück Land in der Größe von etwa 30 Hektar. Das Gebot der Zarin hatte zur Folge, dass vom 24. Februar bis zum 8. Juli 1766 in der Marienkirche in Büdingen 375 Ehen geschlossen wurden. So wurde Büdingen zum Schicksalsort der Auswanderer aus Hessen.

     

  • Wer sind die Wolgadeutschen?

    Wolgadeutsche sind Nachkommen deutscher Einwanderer, die im Russischen Reich unter der Regierung Katharinas der Großen nach ihrem Einladungsmanifest nach Russland kamen und an der unteren Wolga ansässig wurden. In der Gesamtzahl der Russlanddeutschen bilden sie einen Anteil von 25 %. Das Zentrum der Wolgadeutschen war die Stadt Pokrowsk (seit 1931 Engels). Zwischen 1924 und 1941 waren sie innerhalb der Sowjetunion in der Wolgadeutschen Republik organisiert.
    Die Selbstverwaltung der Wolgadeutschen dauerte lediglich 23 Jahre und war von kulturellen und gesellschaftlichen Höhepunkten, aber auch durch dramatische wirtschaftliche und politische Umwälzungen im ganzen Land geprägt, die den Wolgadeutschen schon in den Friedenszeiten große Opfer abverlangten.

    Nach Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und der Sowjetunion im Juni 1941 wurde die bereits zuvor von Stalin immer weiter eingeschränkte Autonomie schließlich gänzlich aufgehoben und die Wolgadeutschen wurden in die Weiten Zentralasiens deportiert. Viele Menschen überlebten diese Tortur nicht. Im Gegensatz zu anderen ebenfalls während des Krieges aufgehobenen Autonomien wurde die der Wolgadeutschen nach Ende des Zweiten Weltkriegs nicht wiederhergestellt.

Für eine verbindliche Anmeldung nutzen Sie bitte das Anmeldeformular.

Bei Fragen können Sie sich an unsere Ansprechpartnerin Natalie Paschenko wenden: n.paschenko@idrh-hessen.de.

  • Es wird ein Teilnahmebeitrag in Höhe von 25,00 € p.P. erhoben. Dieser Betrag ist in bar vor Ort zu entrichten. Er schließt Unterkunft, Verpflegung und weitere Programmkosten mit ein. Für nicht beanspruchte Leistungen erfolgt keine Rückerstattung.

  • Schloss Büdingen, Schlossplatz 1, 63654 Büdingen

Anmeldung nicht mehr möglich (vergangene Veranstaltung)

So war unsere Reise

Die hessische Kleinstadt Büdingen diente als zentrale Sammelstelle der Russlandkolonisten, die Mitte des 18. Jhd. dem Ruf der Zarin folgten. An diesen schicksalshaften Ort organisierte unsere Bildungsreferentin Natalie Paschenko eine informative Tagung inklusive Schreibwerkstatt.

Der Tagungsort? Ein Schloss!

In der besonderen Atmosphäre der Schlossbibliothek hielt der Historiker Dr. Viktor Krieger den Vortrag „Das Schicksal der Wolgadeutschen nach 1941 in persönlichen Dokumentationen und Selbstzeugnissen der Betroffenen“ und machte damit den Auftakt zur Tagung. Unsere Referentin Katharina Martin-Virolainen schloss einen Vortrag über „russlanddeutsche Schicksale und ihre Verarbeitung in Literatur und modernen Medien“ an. Abends folgte die Lesung des Theaterstücks „Vom Schicksal gezeichnet und geadelt“ mit dem Autor Wendelin Mangold.

Am Sonntag hieß es dann – ran an die Federn! In der Schreibwerkstatt konnten die Teilnehmenden ihre Geschichte verschriftlichen, wobei Frau Martin-Virolainen und Herrn Mangold sie beim Prozess begleiteten. Das waren überaus emotionale, berührende Stunden für alle Beteiligten. An dieser Stelle bedanken wir uns aufrichtig für die Ehrlichkeit und Offenheit aller Beiträge!

Im ausführlichen Story-Highlight von Katharina Martin-Virolainen könnt Ihr die Reiseeindrücke aus Sicht der Referentin verfolgen @martikat oder in ihrem Facebook-Post.

Was bei unseren Bildungsreisen nie fehlen darf – das Kennenlernen des Ortes zu Fuß. Bei einer Stadtführung durch Büdingen zum Thema „Russlandfieber: auf den Spuren der Deutschen aus Russland“ erkundeten wir die historisch bedeutsamen Plätze.

Wir bedanken uns herzlich bei Katharina Martin-Virolainen, beim Historiker Dr. Viktor Krieger & dem Autor Wendelin Mangold und natürlich bei all unseren Teilnehmenden für die unvergessliche Reise!

  • Mit der Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, dass die Interessengemeinschaft der Deutschen aus Russland in Hessen gGmbH Foto- und Filmaufnahmen im Zusammenhang mit der Veranstaltung zeitlich unbegrenzt für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit nutzen darf sowie zu Dokumentationszwecken für den Zuwendungsgeber.

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