Familie Kammerzell
Im September 1941 wurde das Ehepaar Karl und Maria Kammerzell zwangsumgesiedelt aus Hussenbach (ASSR d. WD*, Kanton Frank) nach Tjumen in Westsibirien. Ein Jahr später musste Karl ins Arbeitslager nach Krasoturinsk (Gebiet Swerdlowsk). Während er dort in einer Holzfabrik schuftete, gebar seine Frau Maria noch ein Kind und musste in einer Kolchose arbeiten, um zu überleben.
So erzählt es uns Tamara Roslik (geb. Kammerzell), Tochter von Karl und Maria. „Es war alles grausam“, beschreibt sie die Lebensumstände ihrer Eltern. Wie so viele andere stand das Paar unter lokaler Kommandantur, d.h. sie mussten sich in regelmäßigen Abständen bei den Behörden melden und durften ihre Wohnorte nicht verlassen.
*Autonome Sozialistische Räterepublik der Wolgadeutschen


Aufgrund von Kälte und Mangelernährung überlebte das Neugeborene nicht. Maria wurde sofort in die Trudarmee Tagillag mobilisiert. Vom 3. September 1943 bis 27. Mai 1946 arbeitete sie unter furchtbaren Bedingungen. Der 5-jährige Sohn blieb bei seiner Großmutter. „Leider sind die Eltern früh verstorben, weil das Schicksal schwer war“, so Tamara.
Dieses Schicksal teilten sie damals mit vielen Deutschen. Der Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR „Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolgarayons wohnen“ vom 28. August 1941 bildete den Auftakt zu jahrzehntelangen Verfolgungen und Diskriminierungen der deutschen Minderheit in der UdSSR.
Heute, am 28. August, gedenken wir dem 80. Jahrestag der Deportation der Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion. Hinter diesen Geschehnissen verbergen sich zahlreiche Geschichten und Gesichter und wir, die Nachfolgegenerationen, möchten sagen: Wir sehen Euch. Wir haben Euch nicht vergessen.


