Pressemitteilung des RP Kassel zum Regierungspräsidenten Weinmeister im Gespräch

Datum: 09.04.2025
Ort: Kassel

Regierungspräsident Weinmeister empfängt Interessenvertreter von Russlanddeutschen aus Hessen und Bundesebene zum Gespräch

Bis heute stellen auch in NordOstHessen deutschstämmige Personen aus den Gebieten des ehemaligen russischen Zarenreiches Einbürgerungsanträge. Regierungspräsident Mark Weinmeister empfing Vertreterinnen und Vertreter der Russlanddeutschen auf Landes- und Bundesebene im Regierungspräsidium Kassel.

Regierungspräsident Mark Weinmeister tauschte sich bei dem Treffen mit Johann Thießen, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LMDR), und Albina Nazarenus-Vetter, Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Deutschen aus Russland in Hessen (IDRH), über die Situation und den Lebensalltag der Bevölkerungsgruppe in der Region aus.

Seit den 1950er Jahren setzt sich die LMDR für die Interessen der Deutschen ein, die innerhalb der Sowjetunion deportiert wurden und in mehreren Phasen des 20. Jahrhunderts wieder in die Bundesrepublik übergesiedelt sind. Bundesvorsitzender Johann Thießen sieht von den bundesweit ca. 2,5 Millionen Russlanddeutschen auch eine starke Vertretung in der Region: „Der prozentuale Anteil der Landsleute in der Bevölkerung in NordOstHessen beträgt in den größeren Städten nach unserer Schätzung bis zu 10 Prozent.“

Die Vertreter bekräftigen: Die Ankunft in Deutschland, die oftmals bereits von mehreren Generationen während der sowjetischen Herrschaft ersehnt wurde, sei ein großes Glück für viele Landsleute. Nichtsdestotrotz sei die Rückkehr nicht ohne persönliche Opfer vollzogen worden. Albina Nazarenus-Vetter, die Vorsitzende der IDRH, sieht hierfür auch rechtliche Gründe: „Die fehlende Anerkennung der Qualifikationen von vielen Hochschulabschlüssen zwang Landsleute in fremde Berufsfelder und zur Aufgabe von Expertise. Gerade Letztere fehlt unserem Arbeitsmarkt heute dringend.“ Die IDRH wurde unterer anderem aus diesen Gründen als Bildungsträger gegründet, um die nachholende Integration der Spätaussiedler in Bereichen Familien, Soziales, Bildung, Kultur und Jugend zu fördern. Die Interessengemeinschaft wird seitens des Landes Hessen institutionell gefördert.

Zugleich, so Nazarenus-Vetter, gewähre die Bundesrepublik den Landsleuten eine durchschnittlich weit niedrigere Rente, als dies der Fall bei Mitbürgerinnen und Mitbürgern der neuen Bundesländer sei. Diese Ungleichbehandlung würde aufgrund der Altersarmut vieler Landsleute sowohl auf Bundesebene als auch gerichtlich thematisiert werden.

Regierungspräsident Mark Weinmeister bedankte sich bei den Interessenvertretern für die tiefen Einblicke in den Lebensalltag der Mitbürgerinnen und Mitbürger. Das Regierungspräsidium habe schon zu Zeiten Regierungspräsident Dr. Walter Lübckes die Landsmannschaft und die Integration in Deutschland unterstützt. Weinmeister betonte: „Neben der häufig gelungenen Integration haben Russlanddeutsche für Ihre Familien mit Fleiß und harter Arbeit eine Existenz in unserer Region geschaffen. Für dieses Lebenswerk spreche ich meinen Respekt aus.“

Hintergrund:

Die Herkunftsgebiete von Russlanddeutschen sind zahlreich wie verstreut: Die als „deutsche Zarin“ bekannte Katharina die Große warb 1763 in einem Einladungsmanifest um deutsche Siedlerinnen und Siedler, die häufig Ackerbauern waren. Das Ergebnis war ein „Volk auf dem Weg“, das unter anderem in Gebieten von der Westukraine über das Schwarze Meer bis an die Wolga und Sibirien siedelte. Nach vielen, späteren Repressalien durch die ethnische Zugehörigkeit in der ehemaligen Sowjetunion gelang die Wiederkehr in die Bundesrepublik.