Veranstaltungsreihe „100 Jahre Wolgadeutsche Republik“

Datum: ab 14.09.2024
Ort: hessenweit

Im Jahr 2024 wird an den 100. Jahrestag der Gründung der Wolgadeutschen Republik erinnert,

eine der ambivalentesten Epochen in der Geschichte der Russlanddeutschen.

Die Republik, die auf einer Fläche von 25.000 km² etwa eine halbe Million Einwohner zählte, bestand vom 6. Januar 1924 bis zum 28. August 1941. Deutsch und Russisch dienten als Amtssprachen, und die Region war stark vom Ackerbau geprägt, weshalb sie als Kornkammer galt. In den 1920er- und frühen 1930er-Jahren führten die Kollektivierung und Enteignung der „Kulaken“ zu verheerenden Hungersnöten. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland gerieten die Sowjetdeutschen unter Verdacht, mit dem Deutschen Reich zu sympathisieren, was 1941 zur Auflösung der Republik führte. Rund 400.000 Wolgadeutsche wurden nach Sibirien und Kasachstan deportiert und sowohl ihres Eigentums als auch ihrer kulturellen und sprachlichen Entfaltungsmöglichkeiten beraubt. Dies markierte den Anfang vom Ende des fast 200-jährigen deutschen Kulturerbes in Russland. Viele Menschen überlebten diese Tortur nicht. Im Gegensatz zu anderen während des Krieges aufgelösten Autonomien wurde die der Wolgadeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wiederhergestellt.

Vielen Nachkommen der Russlanddeutschen gelang in den späteren Jahren der Sowjetunion und nach deren Zerfall die Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie als Aussiedler bzw. Spätaussiedler anerkannt wurden.

Mit der Veranstaltungsreihe „100 Jahre Wolgadeutscher Republik“ möchten wir uns mit der Geschichte der Deutschen aus Russland auseinandersetzen und die Kenntnisse über ihre ehemaligen Herkunftsgebiete, Traditionen und Kultur vertiefen und verbreiten. Mit Fachvorträgen, Lesungen und Podiumsdiskussionen wird die Geschichte der Wolgadeutschen Republik lebendig gemacht. Sie war geprägt von kulturellen und gesellschaftlichen Höhepunkten, aber auch von dramatische wirtschaftliche und politische Umwälzungen im ganzen Land, die den Wolgadeutschen schon in den Friedenszeiten große Opfer abverlangten.

Desgleichen möchten wir das kulturelle Erbe der Deutschen aus Russland, das sie trotz Verfolgung und Nichtanerkennung behutsam pflegten, einem breiten Publikum zugänglich machen. Die Deutschen aus Russland besitzen eine einzigartige und facettenreiche Kulturtradition. Diese Vielseitigkeit möchten wir mit den Auftritten der russlanddeutschen Gesangs-, Tanz- und Theatergruppen sichtbar machen.

Das Ziel dieses Formates ist die breitenwirksame Vermittlung von Geschichte und Kultur der Deutschen aus Russland sowie die Herstellung des generationenübergreifenden Dialogs zwischen den Spätaussiedlern, Einheimischen und allen anderen in Deutschland lebenden Volksgruppen.

  • Eintritt kostenfrei

  • Moderiert von Natalie Paschenko

TERMINE

2. November 2024 um 12:00 Uhr

Evangelische Stephanusgemeinde, Gleiberger Weg 23, 35398 Gießen

– Programm folgt –

19. November 2024 um 18:00 Uhr

Kulturcafe Groß-Gerau, Darmstädter Str. 31, 64521 Groß-Gerau

– Programm folgt –


Rückblick auf die Veranstaltung

Nach einem erfolgreichen Auftakt in Wiesbaden fand am 27. September 2024 die Fortsetzung unserer Veranstaltungsreihe „100 Jahre Wolgadeutsche Republik“ im Bürgersaal des Kasseler Rathauses statt. Sie wurde von unserer Bildungsreferentin Natalie Paschenko in Kooperation mit dem Bayrischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) sowie der Ortsgruppe Kassel der LMDR-Hessen e.V. organisiert.

Nach der Eröffnung und Begrüßung durch Natalie Paschenko und Svetlana Paschenko, Vorsitzende der Ortsgruppe Kassel der LmDR-Hessen e.V., begann das Programm mit einer Videobotschaft von Andreas Hofmeister, dem Beauftragten der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler. Es folgte ein Grußwort von Valentina Wudtke, Vorsitzende der Landesgruppe Bayern der LmDR e.V. und stellvertretende Vorsitzende des BKDR. Ihre Worte betonten die Wichtigkeit des kulturellen Erbes und der Erinnerung an die Geschichte der Wolgadeutschen.

Der Hauptvortrag des Abends, „Wolgadeutsche Republik und Deutschland: widersprüchliche und gefährliche Beziehungen“, wurde von Dr. Viktor Krieger, wissenschaftlicher Mitarbeiter des BKDR, gehalten. Mit tiefem Einblick in den komplexen und oft schmerzhaften historischen Ereignissen, stieß der Vortrag auf großes Interesse und führte zu einer lebhaften Diskussion mit dem Publikum. Ein weiteres Highlight des Programms war der Videobeitrag „Wer sind die Wolgadeutschen?“, präsentiert von Muriel Stafford, der die Geschichte und das Erbe der Wolgadeutschen anschaulich darstellte und einen umfassenden Überblick bot.

Musikalisch wurde die Veranstaltung durch den Auftritt von Alexander Grotov, einem Musiker des Staatsorchesters Kassel, an der Geige bereichert. Weitere musikalische Beiträge kamen vom Chor „Berjoska“ unter der Leitung von Sergej Schepetkov, dem Chor „Singende Frauen“ aus Korbach und der Gesangsgruppe „Gute Laune“. Diese Darbietungen verliehen der Veranstaltung eine besondere Atmosphäre und schufen einen festlichen Rahmen.

Den Abschluss bildete ein gemütliches Beisammensein, bei dem sich die Teilnehmer austauschen konnten. Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten für die gelungene Veranstaltung!


Rückblick auf die Veranstaltung

Die Auftaktveranstaltung der Reihe „100 Jahre Wolgadeutsche Republik“ fand am 14. September 2024 im Haus der Heimat in Wiesbaden statt und wurde zu einem bewegenden Start für diese historische Gedenkreihe. Organisiert in Kooperation mit der Ortsgruppe Wiesbaden der LMDR-Hessen e.V., lockte die Veranstaltung zahlreiche Interessierte an, die mehr über die Geschichte und Kultur der Wolgadeutschen erfahren wollten.

IDRH-Bildungsreferentin Natalie Paschenko eröffnete den Nachmittag mit einer Begrüßung und betonte die Bedeutung dieser Reihe zur Erinnerung an die wechselvolle Geschichte der Wolgadeutschen. Anschließend folgte ein herzliches Grußwort von Vera Maier, der Vorsitzenden der OG Wiesbaden der LMDR-Hessen e.V.

Der Autor Wendelin Mangold hielt einen Vortrag mit dem Titel „Die autonome Wolga-Republik als Höhepunkt der Russlanddeutschen“. Er skizzierte anschaulich die Gründung, die wirtschaftlichen und kulturellen Errungenschaften, aber auch die dramatischen Herausforderungen und schließlich das tragische Ende der Wolgadeutschen Republik im Jahr 1941. Zudem las er Auszüge aus seinen eigenen Werken.

Weiterhin schauten wir uns Folgen aus der Reihe „Die Geschichte der Russlanddeutschen“ an, ein KI-generierte Videoproduktion von @edik_meijin_aussiedler. Die Videos können alle auf seinem Instagram-Account abgerufen werden. Ebenfalls präsentiert wurde das kürzlich erschienene Musikvideo „1941“ von Helena Goldt, Olga Hellsing und Christina Lind, welches in voller Länge auf YouTube zu finden ist: https://youtu.be/VDOLFh6R7Fg?si=l5Nv5SqX2YoZf6xK. Dieser mediale Programmpunkt wurde mit Fotografien aus dem Privatarchiv von Vera Maier und Erzählungen über ihren eigenen familiären Hintergrund ergänzt.

Für die musikalische Umrahmung sorgten Niklas Schulz und das Vokalensemble „Harmonie“ unter der Leitung von Svetlana Zdorova mit traditionellen und modernen Stücken. Alexandra Kinez trug zum Abschluss das Gedicht „Unsere Großmütterchen“ vor.

Nach dem offiziellen Programm kamen die Besucher bei einem gemütlichen Beisammensein zusammen, um sich auszutauschen und die vielfältigen Eindrücke nachklingen zu lassen.

Die Reihe „100 Jahre Wolgadeutsche Republik“ hat somit erfolgreich begonnen und wir freuen uns auf die weiteren spannenden Veranstaltungen, die folgen werden.

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